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Neben meinem Studium der Kunstgeschichte beschäftige ich mich sehr intensiv mit einer Kunstgattung, die ihre Ursprünge teilweise in Zürich hat: der Konkreten Kunst. Die Konkrete Kunst gibt es seit den 1920er Jahren und beruht im Idealfall auf mathematisch-geometrischen Grundlagen. Besonders spannend an dieser Kunstgattung finde ich, dass jeder Künstler diesen Stils sich ein eigenes, wissenschaftliches Konzept und Schema zur Verwirklichung ihrer Bilder oder Objekte definiert hat. Mit zahlreichen Konkreten Künstlern bin ich befreundet und stehe im Austausch mit ihnen, unter ihnen auch die Zürcherin Rita Ernst. Der Künstlerin dienen Grundrisse von Kirchen oder architektonischen Baupläne als Ausgangspunkt ihrer Malerei.

Zur Zeit arbeite ich mit Rita Ernst zusammen, um eine Homepage anlässlich ihrer grossen Retrospektive im Zürcher Haus Konstruktiv im November diesen Jahres zu gestalten. Um die Werke auszusuchen, die auf der neuen Website präsentiert werden sollten, lud mich Rita Ernst gestern zu sich in ihr Atelier am Neumarkt ein.

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Das sehr, sehr zentral gelegene Atelier, das sie gerade erst bezogen hat, erstaunte mich von seiner Grösse und Helligkeit her…bei den engen Häuser in der Neumarktgasse hatte ich nicht erwartet, einen ca. 100 qm grossen Raum in einem Altbau vorzufinden. Im Atelier ist alles sehr sauber und akribisch geordnet, Gemälde reihen sich in grossen Zahlen an allen Wänden und füllen zahlreiche Schränke. Stifte, Pinsel und Werkzeug sind auf einem grossen Schreibtisch geordnet, die exakten Formen und die saubere Durchführung von Rita Ernst Bildern spiegelt sich in ihrem Arbeitsumfeld.

Bei einem Glas Tomatensaft erzählte mir Rita Ernst, wie sie ihre Bilder schafft. Als erstes bringt sie in einem ersten Entwurf in einem von ihr gewählten Grundriss ein abstraktes System aus schmalen vertikalen Balken ein, die sich relativ frei zu ihrem Vorbild verhalten. Dieses Balkensystem überträgt die Künstlerin dann im zweiten Schritt auf die monochrom grundierte Leinwand und ordnet den schmalen Balken eine zweite Ebene von flächigen Bildelementen zu, die für wichtige Architekturelemente wie tragende Wände, Treppenaufgänge oder Säulen im Grundrissplan stehen. Ernst058 KDiese einfarbigen Rechtecke bilden zur kleinteiligen Balkenstruktur eine sekundäre Ordnung und machen den einzigartigen Charakter ihrer Bilder aus.

Nachdem sie mir ihre Werke der letzten 10 Jahre gezeigt hat, verrät sie mir auch Einzelheiten über ihr neuestes Projekt, das für eine Ausstellung im Ludwig Mies van der Rohe Haus im Jahr 2010 konzipiert ist und wieder auf die Grundrisse der Häuser des berühmten Architekten der Berliner Nationalgalerie basiert. Ich bin begeistert!

Mit einer Auswahl von Photos, die einen, meiner Meinung nach recht guten Querschnitt über ihr Werk der letzten Jahre bildet, mache ich mich auf den Weg nach Hause, um weiter an Rita Ernst neuer Homepage zu arbeiten.

Wenn auch Ihr die Werke von Rita Ernst sehen möchtet, empfehle ich euch, an die Ausstellung ab dem 8. November im EWZ Werk Selnau / Haus Konstruktiv zu kommen. Mehr Infos findet ihr auch unter http://www.hauskonstruktiv.ch.

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